Die Schritt-für-Schritt-Anleitung zu besseren Webtexten | Teil 1
«Ich kann nicht schreiben.» Das sagen viele von sich selbst. Und: Viele haben recht. Ihre Texte lesen sich wie eine Mischung aus Schulaufsatz und dem Obligationenrecht. Doch genauso, wie viele nicht schreiben können, können zahlreiche Autofahrer partout nicht Autofahren. Dennoch tun sie es jeden Tag. Wieso? Weil sie zwar kein Talent besitzen, aber die grundlegenden Regeln des Strassenverkehrs beherrschen. Und die reichen völlig aus, um sich im Alltagsverkehr zu behaupten.
Genau so verhält es sich mit dem Schreiben. Sie müssen kein zweiter Stephen King werden und keine Joanne Rowlings. Schreiben ist zu grossen Teilen Handwerk. Mit der folgenden Anleitung verbessern Sie Ihre Texte mit minimalem Aufwand, aber grosser Wirkung. Nehmen Sie also einen bestehenden Text zur Hand, am besten gleich einen von Ihrer Website, und legen Sie los.
Inhalt
- Passivsätze umformulieren
- Kurze Sätze bilden
- Nützliches Tool für die Stilanalyse
- Rechtschreibung und Grammatik überprüfen
- Jetzt sind Sie dran!
1. Passivsätze umformulieren
Die Passivform hiess früher Beuge- oder Leideform. Und hier leidet vor allem die Leserschaft. Überprüfen Sie Ihren Text auf Passivsätze und ersetzen Sie diese durch eine aktive Formulierung. Einige Beispiele::
Passiv: «Durch die Verabreichung des Vitaminpräparats wird die Widerstandskraft des Körpers erhöht».
Aktiv: «Das Vitaminpräparat erhöht die Widerstandskraft des Körpers.»
Noch besser: «Das Vitaminpräparat stärkt den Körper.»
Passiv: «Ihr Wintergarten wird von unseren Mitarbeitern fachkundig montiert.»
Aktiv: «Unsere fachkundigen Mitarbeiter montieren Ihren Wintergarten.»
2. Kurze Sätze bilden
Als Faustregel gilt: Ein Satz sollte nicht mehr als 15 Wörter umfassen. Bandwurmsätze erschweren den Lesefluss und das Verständnis. Wenn ein Satz also zu viele Wörter oder mehr als einen Nebensatz enthält, teilen Sie ihn auf.
Zu langer Satz: «Wenn Sie für ein Publikum in der Schweiz schreiben, unten auf «Schweiz» klicken, damit Ihnen nicht jedes Doppel-S als Fehler angezeigt wird, und los gehts.»
Besser: «Wenn Sie für ein Publikum in der Schweiz schreiben, klicken Sie unten auf «Schweiz». Ansonsten wird Ihnen jedes Doppel-S als Fehler angezeigt. Los gehts.»
Zu langer Satz: «Mit dem Projekt «Neue Baukultur» hat die Denkmalpflege im Auftrag der zuständigen Behörde deshalb Unterrichtsmaterialien für die öffentlichen Grundschulen erarbeitet, die das Vermittlungsangebot von Kulturschaffenden, Kulturpflegenden und Kulturinstitutionen ergänzen und das Verständnis für den öffentlichen Raum, die Baukultur und die Denkmalpflege fördern.»
Besser: «Das Projekt «Neue Baukultur» richtet sich an die öffentlichen Grundschulen. Die Unterrichtmaterialien der Denkmalpflege ergänzen das Bildungsangebot von Kulturschaffenden, Kulturpflegenden und Kulturinstitutionen. Das Projekt fördert das Verständnis für den öffentlichen Raum, die Baukultur und die Denkmalpflege.»
Tipp: Nützliches Tool für die Stilanalyse
Das Textanalyse-Tool der Wortliga verschafft Ihnen einen guten Überblick über die Qualität Ihres Inhalts. Löschen Sie einfach den Platzhaltertext und kopieren Sie Ihren Text in die Eingabemaske. Die Lesbarkeit ganz oben zeigt Ihnen, wie schwierig ihr Text zu lesen ist. Der Wert sollte hier auf «einfach» oder «mittel» stehen. Wenn die Anzeige auf «schwierig» steht, liegt das meist an zu langen Sätzen. Rechts werden Ihnen Vorschläge zur Verbesserung angezeigt. Sie können die einzelnen Kategorien an- und ausschalten, indem Sie draufklicken. So können Sie sich beispielsweise alle zu langen Sätze oder alle passiven Formulierungen anzeigen lassen. Wenn Sie anfangen zu korrigieren, zeigt Ihnen das Tool direkt an, wie sich die Anpassung auf die Lesbarkeit auswirkt.
3. Rechtschreibung und Grammatik korrigieren
- Wenn Sie Ihre Texte mit einem Textverarbeitungsprogramm wie Word verfassen, ist die automatische Rechtschreibkorrektur die einfachste Variante. Wichtig: Sehen Sie sich die Vorschläge genau an, bevor Sie sie übernehmen. Häufig erkennen die Programme ein Wort nicht und wollen es durch ein ähnlich klingendes ersetzen. Word kennt beispielsweise das Wort «Hochbeet» nicht und will es durch «Hochbett» ersetzen. Als Baumschule haben Sie da wenig Freude.
- Wenn Sie ohnehin bereits das Tool der Wortliga verwenden, können Sie die Rechtschreibfehler gleich damit überprüfen. Mögliche Fehler werden dort rot unterstrichen.
- Der Textlabor-Favorit: Das Language-Tool bietet eine der zuverlässigsten kostenlosen Rechtschreibprüfungen Kopieren Sie einfach Ihren Text in die Eingabemaske, und schon werden Ihnen mögliche Fehler angezeigt. Wenn Sie für ein Publikum in der Schweiz schreiben, klicken Sie unten auf «Schweiz». Sonst wird Ihnen jedes Doppel-S als Fehler angezeigt.
Tipp: Wenn Sie Ihre Texte häufig direkt im Backend Ihrer Website oder mit einem sonstigen digitalen Tool verfassen, ist die Chrome-Erweiterung des Language-Tools Gold wert. Sie zeigt Ihnen direkt im Texteditor mögliche Fehler, Synonyme und Verbesserungsvorschläge an.
Was Sie jetzt gleich tun sollten:
- Speichern Sie die zwei Tools in der Favoritenleiste Ihres Browsers ab, damit Sie sie schnell zur Hand haben.
- Nehmen Sie einen Text und überprüfen Sie ihn mit den obigen Tools auf passive Formulierungen, zu lange Sätze und Tippfehler.
Der wichtigste Tipp zum Schluss: Verabschieden Sie sich vom Anspruch an Perfektion. Selbst wenn Sie nicht jeden Fehler finden, verbessern Sie mit diesen 3 Schritten jeden Text in wenigen Minuten um ein Vielfaches.
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